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28.11.2018 Orthopädie

»Rätsel Rücken – warum leiden so viele Menschen unter Schmerzen?«

DAK-Gesundheitsreport 2018

Univ.-Prof. Dr. Peer Eysel, Foto: Uniklinik Köln
Univ.-Prof. Dr. Peer Eysel, Foto: Uniklinik Köln

Der Krankenstand in Köln ist 2017 entgegen dem Landestrend nicht gestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen lagen exakt auf dem Vorjahresniveau. Mit 3,5 Prozent gab es in der Region weiterhin einen deutlich niedrigeren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,1 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport 2018 waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 35 krankgeschrieben. Neben regionalen Daten zum Krankenstand lag der Schwerpunkt des heutigen (29.11.2018) Pressegesprächs auf dem Thema: „Rätsel Rücken – warum leiden so viele Menschen unter Schmerzen?“ Eine Sonderanalyse zeigt: In Köln gab es hochgerechnet 464.000 Ausfalltage pro Jahr wegen Rückenschmerzen.

Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für Köln zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Die Ausfalltage aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen stiegen um fünf Prozent an. Mit einem Anteil von 22,5 Prozent liegt diese Diagnosegruppe auf dem ersten Rang. Einen Anstieg um neun Prozent gab es bei den Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenerkrankungen. Diese belegten damit den zweiten Platz. Auf Rang drei folgten die Krankheitstage aufgrund von Atemwegserkrankungen wie beispielsweise Bronchitis. Bei den Ausfalltagen aufgrund von Verletzungen und Vergiftungen gab es hingegen einen deutlichen Rückgang von mehr als 14 Prozent.

„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand in Köln, um so Impulse für die Gesundheit der Beschäftigten zu geben“, sagt Thomas Rückert, DAK-Gesundheit, Leiter Servicezentrum Köln. „Die fundierten Analysen helfen uns, noch gezielter beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement ansetzen zu können und Arbeitgebern konkret Hilfe anzubieten. Damit sollen beispielsweise längere Ausfallzeiten durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorgebeugt werden.“

Für das Schwerpunkthema wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte, darunter 1.007 aus NRW im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt und zahlreiche Experten eingebunden.

Das Fazit: Trotz Prävention und zahlreicher Gesundheitskurse gibt es in Nordrhein-Westfalen rund 7,3 Millionen und in der Region 464.000 Ausfalltage wegen Rückenerkrankungen unter den Erwerbstätigen. Nach Ergebnissen der Umfrage hatten 78 Prozent aller Beschäftigten im vergangenen Jahr „Rücken“. Jeder Vierte hat aktuell Beschwerden. Auf 100 Erwerbstätige in Nordrhein-Westfalen entfielen mehr als 84 Fehltage wegen Rückenschmerzen. In Köln war die Zahl der Ausfalltage mit 62 deutlich niedriger. Auch die durchschnittliche Dauer je Krankschreibung lag mit zehn Tagen unter dem Landesdurchschnitt (zwölf Tage).

„Gleichwohl zeigt sich auch bei uns in Köln, dass es trotz eines verstärkten Engagements im Betrieblichen Gesundheitsmanagement nur leichte Verbesserungen gibt“, so Rückert. „Deshalb müssen wir gemeinsam mit Unternehmen das individuelle Arbeitsumfeld noch rückenfreundlicher gestalten.“

Die große Mehrheit in Nordrhein-Westfalen meldet sich mit Rückenschmerzen allerdings nicht krank. 82 Prozent gehen mit Schmerzen zur Arbeit. Die Wahrscheinlichkeit, sich wegen der Rückenschmerzen krankzumelden, steigt jedoch mit der Stärke der empfundenen Schmerzen und dem Chronifizierungsgrad. „Entscheidend ist natürlich auch, ob Beschäftigte häufig in unbequemer Körperhaltung arbeiten müssen, einem hohen Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt sind oder ihren Job mit wenig Freude erledigen. All diese Faktoren machen eine Krankmeldung wahrscheinlicher“, so Univ.-Prof. Dr. Peer Eysel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Uniklinik Köln.

Der Bericht zeigt, unter welchen Beschwerden Betroffene in Nordrhein-Westfalen konkret leiden: „Bei der überwiegenden Mehrheit – 79 Prozent – schmerzt die Lendenwirbelsäule. 41 Prozent haben Probleme mit dem Nacken. Fast jeder Dritte gibt Schmerzen an mehreren Bereichen der Wirbelsäule an. Etwa jeder zehnte Rückenschmerz-Geplagte hat dabei starke bis sehr starke Schmerzen“, so Prof. Eysel weiter.

Die große Mehrheit der Menschen in Nordrhein-Westfalen versucht zunächst allein mit den Schmerzen zurechtzukommen. Nur etwa jeder dritte Betroffene war laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr wegen seiner Rückenbeschwerden beim Arzt. Von diesen suchten rund 76 Prozent bei einem einzigen Mediziner Hilfe. 19 Prozent konsultierten zwei, vier Prozent drei Ärzte wegen ihrer Beschwerden.

Gefragt nach der konkreten Rückenschmerz-Behandlung gaben 51 Prozent der Betroffenen an, eine Physiotherapie bekommen zu haben. Je 46 Prozent erhielten Schmerzmittel oder bekamen eine Spritze. Bei 29 Prozent wurde ein CT oder ein MRT des Rückens gemacht. „Da sich Stress und psychische Belastungen stark auf die Rückengesundheit auswirken können, sollte dieser Aspekt meiner Meinung nach bedeutend stärker bei Diagnose und Behandlung in der Orthopädie berücksichtigt werden“, fordert Prof. Eysel.

Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Sie hat rund 1,1 Millionen Versicherte in Nordrhein-Westfalen, davon rund 100.000 in Köln.